CERRO RICO
Man sagt, selbst die Pferde wurden in der Blütezeit Potosis mit Silber beschlagen.
Durch eine zufällig entdeckte Silberader am Cerro Rico (reicher Berg) durch den Indio Huallpa 1545, wurden die spanischen Konquistadoren auf den Berg aufmerksam und begannen noch im selben Jahr dort zu graben. Nur 28 Jahre später lebten in Potosi (Stadt am Fuße des Cerro Ricos / 4500 m.ü.n.N) bereits 120000 Einwohner – so viele wie das damalige London und mehr als Seville, Madrid, Rom oder Paris. Potosi war eine der größten und reichsten Städte der Welt.Für über zwei Jahrhunderte kam mehr als die Hälfte der weltweiten Silberproduktion aus dem Berg. Dieser Reichtum finanzierte das spanische Reich, beeinflusste die Richtung der europäisch – ökonomischen Entwicklung maßgeblich und unterstützte Europas Handelsbeziehungen mit China. Während dieser Zeit wurde der Cerro Rico weltberühmt.
Die Kosten dieses unvorstellbaren Reichtums: Völkermord. In nur drei Jahrhunderten fielen der Habgier der Europäer am Cerro Rico mehr als 8 Millionen Menschen zum Opfer. Von dem Reichtum ist Potosi und Bolivien nichts geblieben. Potosi ist eine arme Stadt in einem armen Bolivien.
Auch heute noch arbeiten rund 15000 Arbeiter, darunter unzählige Kinder, in den Minen des Cerro Ricos. Die Arbeitsbedingungen haben sich seit der Kolonialzeit nicht merklich verändert. Mit Hammer und Meißel graben sich die Mineros durch den Berg um die letzten Reste Silber, Zink, Zinn und Kupfer zu finden. Trotz giftiger Dämpfe und Staub tragen die meisten Mineros keine Gasmaske oder Sicherheitskleidung. Sowohl an den Folgen der Dämpfe als auch bei Arbeitsunfällen stirbt im Durchschnitt ein Arbeiter pro Tag.
Der ca. 25-minütige experimentelle Dokumentarfilm gibt einen respektvollen Einblick in den Alltag der Kumpels Potosis. Hierfür wurden wir sie im Sommer 2014 in die dunklen Stollen begleiten und hautnah über sechs Wochen ihre harte Arbeit dokumentiert. Hierbei hat wird nicht wie im klassischen Dokumentarfilm ein Sprecher im „Off“ oder ein Protagonist die Geschichte und die Vorkommnisse in der Mine erzählt. Vielmehr wurden diese durch surreales Audio und eine verwirrende, jedoch hochemotionale Bildästhetik vermittelt. Ziel dieser künstlich geschaffenen Verfremdungsmechanismen ist es, gewohnte Denkschemata zu durchbrechen und als Katalysator für neues, verändertes Denken zu wirken. Aus einer unreflektierten Ausgangssituation wird so ein neues, vertieftes Verständnis der Realität beim Zuschauer generiert.